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Mopedgschichtln

von Alfred Joch



MEIN LEBEN AUF ZWEI RÄDERN

Mopedgschichtln. Teil 1

Am Anfang war das Nichts - doch dann kam ich!



Kaum das ich gehen konnte war ich vorerst einmal auf drei Rädern unterwegs - sicher ist sicher. Aber man will ja nicht unbedingt dem Establishment angehören und so begab ich mich auf die Such nach einem schrägen Weltbild. Das fand sich eines Tages in Form eines roten Kinderfahrrades ein. So mit Stützrädern stand es da. Ich und meine lieben Eltern, Nachbarn, Mitmenschen, kurz meine gesamte Umwelt und - ach ja - das UKH-Lorenz Böhler, ahnten damals noch nicht was auf sie zukommen sollte.

Irgendwann sind die Stützräder weg gewesen! Hölle - welch ein Fehler. Derjenige der das wagte wird diesen Tag auf ewig verdammen. Es war der Tag gekommen an dem ich den heiligen Gral fand. An diesem denkwürdigen Tag tat ich genau das was jeder junge Mensch der an etwas Gefallen fand tat - ich übertrieb masslos. So war mein Weltbild ein äußerst Schräges, aber ein leider nicht sehr Stabiles! Ich lernte somit schnell, dass extreme Ansichten der Gesundheit nicht unbedingt zuträglich sind und somit kehrte inerlich Ruhe in mein Ich. Ich stabilisierte mich.

Nachdem das erledigt und ich somit charakterlich innerlich gefestigt - so mit etwa zwölf Jahren - war, wartete in der Garage meines Grossvaters die nächste Herausforderung in Form einer grünen HMW 50Z . Welch ein Bike! Trapezgabel, hinten starr. Jeder Easyrider - man schrieb 1971 - hätte seine Freude. Ja, wenn nicht dieser mörderische Hubraum von sagenhaften 49 ccm gwewsen wäre. Wie gesagt, diese Perle schlief schon zirka 15 Jahre in der letzten Ecke der Garage und mußte ganz einfach zum Leben erweckt werden. Sie lächelte mich, einem Fabelwesen gleich, sozusagen magisch an und rief mir zu: "Erfahre mit mir diese schrägheit dieser Welt. Sie ist nicht so verkommen wie du denkst. Komm..." Und ich kam. Vorerst um den Dreck der Jahrzehnte zu entfernen. Dann war nix. Nix nämlich, weil es im Tank trockener als im tiefsten Wadi der Wüste Gobi war. Sprit muss her. Dazu braucht man ein geeignetes Behältnis. Bewaffnet mit einer Bonaöl Dose und den letzten resten meines kargen Taschengeldes wurde ich bei der nächstegelgenen Tankstelle vorstellig. Dem meinigem Ansinnen - die Dose mit zwei Litern feinstem Zweitaktgemisch zu füllen - wurde vom Tankwart leider nicht entsprochen. Er meinte blos, dass ich solche Mengen ruhig in der Apotheke kaufen könne, aber doch nicht bei ihm. Welch ein Narr! Er wäre heute ein reicher Mann. Nie, niemals nicht würde ich diese Tankstelle jemals wieder betreten. Welch eine Niederlage welche Scham. Trotzdem, es musste Sprit her. Zusammenreissen und ab zur nächsten Tankstelle. Es gibt ja deren Viele. Da stand er - er, der Mopedking of Simmerring - Moby mit seiner Puch MC50 in schwarz-goldener Speziallakierung und füllte gerade den heissbegehrten Lebenssaft in seinen Tank. Den kann ich fragen ober mir nicht zwei Liter in die Dose... "Geh, do woat bis i zoit hob, dann Pumpst do mit den Hewe bis die Säun voi is. Dann füst da den Motschger söwa ei. Lest aun da Skala oh wiafü und zoist.",sprachs in reinstem simmerringerisch und verschwand. Eine Schulung in der Bedieneung der 1:25 Gemischpumpe von der obersten Gottheit persöich! Das richtete mich wieder auf. Die HMW konnte betankt werden und der Tankstellenbesitzer hatte ab sofort einen Stammkunden mehr. Nach einer gewissen Zeit konnte sich der offenbar mit meinem Geld in die Südsee absetzen, denn jetzt ist dort zu.

Bei der HMW musste man wie mit einem Fahrrad treten, dann fuhr man auch so. Anschlissend sollte man in Fahrt den Gang einlegen und die Kupplung los lassen. Es machte einen Meter lang rrrr... dann konnte ich das Ding nicht mehr duchtreten und mit original null Fahrt ist es dann wieder gekommen, mein Weltbild - schräg, sehr schräg, sch... schräg. Aber die HMW nahm es gelassen. Das muss anders besser gehen. Am Hauptständer stehend konnte ich den Motor radelnd durchdrehen. Dieses extreme Workout war dann wahrscheinlich die Grundlage für die spätere Genehmigung einer Erhohlungskur wegen Unterernährung. Irgendwann, schon total fertig, waren sie da - die "Good Vibrations". Mir ist völlig klar warum Chopperisten von diesen "Vibrations" immer wieder sprechen und dass das soetwas wie ein Heiligtum ist. Die sind blos froh, dass der Motor läuft! Zumindest gings mir so. Dann kam eine schöne Zeit, die in einem eingefahrenen Kellerfenster und entnervten Nachbarn endeten. So machte ich mich bald daran die Strassen der weiten Welt zu erobern. Da diese wirklich weit ist und nicht nur aus den Feldern des nahen Laaerbergs besteht, machte ich mich bald an den Innereien des Motors zu schaffen. 42,5 Kaemha (wenn man das Pendeln der Tachonadel ausmittelte) sind für diese Welt nicht wirklich befriedigend. Geplagt von dieser Erkenntnis sollte der 9mm (!) Delorto Vergaser einem 14mm Bing weichen. Den hab ich vom Moby geerbt, denn der gibt sich mit solchen Kleinigkeiten nicht ab. Allein - alles was nicht passt muss passend gemacht werden (§1. Tuner Gesetz) Das ein Moped ordentlich Vortrieb liefert ist für Jugendliche eine sehr lehrreiche und fürs weitere Leben unbedingt notwendige, wichtige Lebenserfahrung. Es fördert Fähihkeiten wie: bohren, feilen, fräsen, schrauben und stärkt das Selbstbewusstsein. Vor allem, wenn in einem Graugusszylinder die Ansaugöffnung von 12mm auf die mindestens 14mm des Vergasers erweitert werden muss. Kurzum man lernt Nerven bewahren selbst wenn die Kacke am Dampfen ist. Dafür reisst die HMW dann an wie ein Kettenhund. Wahnwitzige 65 km/h stellen erstmal zufrieden. Immerhin - eine Steigerung der V-max von 50 %. Welcher Tuner einer - sagen wir mal - Hayabusa oder Doppel X kann das schon von sich behaupten?

Mit riesen Schritten näherte sich der 16. Geburtstag. Und damit ein ganz neuer Lebensabschnitt. Man darf ganz legal öffentlich am Gashahn drehen. Damit trat die Daisy in mein Leben. Nicht Donald-Ducks tussihafte Dauerflamme, sondern die Puch DS 50.

Aber das ist eine andere Geschichte und die gibt es hier zu lesen gibt es hier zu lesen..